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WASSER-/ABWASSERTECHNIK



           TH Köln arbeitet an nachhaltiger Methode zur Aufbereitung von Deponiesickerwasser


                                         Abwasser


                  mit Hilfe von Algen reinigen


        Sie können Schadstoffe aus Abwässern aufnehmen, Kohlenstoffdioxid (CO 2) binden und
        als Energieträger  fungieren: Mikroalgen bieten großes Potenzial,  um nachhaltige  Lösungen
        für Umweltprobleme zu entwickeln. Das :metabolon Institute der TH Köln erforscht da-
        her im Projekt „ERA3 – Phase II“, unter welchen Bedingungen Deponiesickerwasser mit Hil-
        fe  von  Mikroalgen  gereinigt  werden  kann.  Hierfür  wurde  jetzt  eine  Pilotanlage  in  Betrieb
        genommen.

        „Allein in Nordrhein-West-                                                      senschaftlicher  Mitarbeiter
        falen gibt es 428 Deponi-                                                       im Projekt.
        en, auf denen jährlich et-                                                        Im      Vorgängerprojekt
        wa sechs Millionen Kubik-                                                       „ERA³ – Phase I“ (2019
        meter Deponiesickerwasser                                                       bis 2021) konnte das For-
        anfallen. Dabei handelt es                                                      schungsteam bereits nach-
        sich um Niederschlag, der                                                       weisen,  dass  Mikroalgen
        durch die Deponie sickert                                                       auch in hochbelasteten De-
        und dabei große Mengen an                                                       poniesickerwässern  kulti-
        umweltschädlichen  Stoffen                                                      viert werden können. Bis
        wie Ammonium  aufnehmen                                                         dahin wurden Mikroalgen
        kann“, erklärt die Projektlei-                                                  überwiegend in stark ver-
        terin Prof. Dr. Miriam Sartor                                                   dünntem Abwasser  einge-
        vom :metabolon Institute. Da                                                    setzt. Ziel des nun gestarte-
        ein  Großteil  des  Sickerwas-                                                  ten Vorhabens „ERA³ – Pha-
        sers in kommunale Kläranla-                                                     se II“ ist es, im Pilotmaßstab
        gen geleitet werde, müsse es                                                    zu ermitteln, wie die Algen
        zuvor je nach Belastung un-                                                  Fotos: Monika Probst/TH Köln  als  ergänzendes Verfahren
        ter hohem Ressourcen- und                                                       in der  Behandlung von Ab-
        Energieaufwand aufbereitet                                                      wässern aus der Abfallwirt-
        werden.                                                                         schaft  effektiv  genutzt  wer-
          Um diesen Prozess nach-                                                       den können.
        haltiger  zu gestalten,  wird
        im  Projekt  „ERA³“  die  Kul-                                                  Besseres Wachstum
        tivierung von Mikroalgen er-                                                    und stabilere Kulturen
        forscht, die wesentliche  ab-                                                   durch Biofilme
        wasserrelevante  Inhaltsstof-                                                   „Bisher werden Mikroalgen
        fe aufnehmen und in ihrer                                                       im industriellen Maßstab
        Biomasse  speichern können.                                                     überwiegend in suspensions-
        „Ein großer Vorteil der Mi-                                                     basierten Systemen kultiviert.
        kroalgen  ist,  dass sie  dabei                                                 Das bedeutet, dass die Algen
        durch Photosynthese ange-                                                       gezüchtet  werden,  indem  sie
        trieben werden und die  Auf-                                                    sich  freischwimmend durch
        bereitung dadurch besonders                                                     eine Nährlösung – im konkre-
        energieeffizient  ist.  Zudem                                                   ten Fall Abwasser – bewegen,
        wird durch das Wachstum                                                         Nährstoffe aufnehmen, verar-
        der Kulturen CO 2 in der Al-                                                    beiten und wachsen. Solche
        genbiomasse gespeichert und                                                     Systeme sind vergleichsweise
        gleichzeitig Sauerstoff produ-                                                  kostengünstig,  leicht  zu be-
        ziert, was die Wasserqualität                                                   wirtschaften und weisen mo-
        verbessert. Nicht zuletzt kön-                                                  derate Wachstumsraten auf“,
        nen die Organismen auch als                                                     erklärt Sartor.
        Energieträger  genutzt  wer-  Mit einer Pilotanlage testen die Forschenden, unter welchen   Die Effizienz sei allerdings
                                   Bedingungen Mikroalgen in Deponiesickerwasser effizient
        den“, so Alexander Kuß, wis-  wachsen können.                                   durch das in der Regel recht
        28                                                                              e.l.b.w. Umwelttechnik 2/2024
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